Liebe*r Lulu,
wie überwindest Du als Leiter*in eines Jugendklubs im Moment die Distanz?
"Seit einigen Wochen haben wir nun für den Gruppenbetrieb geöffnet. Somit hat sich die Distanz aufgelöst, wie es sie am Anfang der Kontaktbeschränkung Mitte März gab, wo wir nur online mit den Jugendlichen in Kontakt treten konnten."
Hast Du hier einen schönen Moment erlebt?
"Der schöne Moment liegt in der Sache selbst. Ob bewusst oder unbewusst von den Jugendlichen selbstbemerkt, lässt sich eine innere Freude darüber feststellen, dass die Einrichtung wieder besucht werden kann. Als habe sich hier eine Form von Dankbarkeit entwickelt, miteinander zu sein - herausgebrochen aus der Selbstverständlichkeit des Zusammenlebens in der Zeit vor der Kontaktbeschränkung. In meinem Empfinden sind die Jugendlichen sich selbst bewusster, wie auch anderen gegenüber geworden. Das ist ein sehr schönes Ereignis."
Was frustriert Dich?
"Ehrlich gesagt, die ständigen neuen Vorgaben in Bezug auf Hygienepläne etc. - es ist ein unabdingbares Übel und in der Art und Weise erfahren wir den Umgang mit Pandemien für unsere Gesellschaft so zum ersten Male - es nervt trotzdem."
Sage doch mal einen Satz, der Deine Arbeit beschreibt.
"Jeder Tag ist anders. Okay, das war ein Satz, aber etwas kurz...😉 Die Arbeit ist verdammt abwechslungsreich: Zum einen die Arbeit mit den Jugendlichen, ihnen Raum zum Sein geben, ihnen zuhören, auf Gruppengefüge eingehen. Und zum anderen die verwaltenden Tätigkeiten, wie Abrechnungen machen, oder der weiterführende Aufbau der Einrichtung - da wir diese erst im letzten Jahr neu eröffnet haben. Es gibt viel zu tun und das kommt alles zusammen - mal mehr das Eine, mal mehr das Andere."
Was beschreibt deine Tätigkeit am ehesten? Ich sehe mich als...
"...im Allgemeinen als Mensch für Alles. In Bezug auf die Jugendlichen als Stimmenbestärker*in. Wenn ich mit Gruppen zusammenarbeite, ist es mir wichtig, dass auch jene zu Wort kommen, welche übergangen werden oder ihre Redebeiträge zurückziehen, weil sie nach meinem Empfinden an der Wertigkeit ihrer eigenen Aussagen zweifeln. In Einzelgesprächen wiederrum ist mir ein Zuhören wichtig, wo die Jugendlichen Raum für ihr eigenes Selbst erhalten, mit welchen sie mir gegenübertreten und als sich eigenständige Personen mit eigener Meinung wahrnehmen können - gekoppelt mit wertschätzenden Rückfragen bezüglich ihrer Selbst 🙂"