Zur Begründung verweist Heinisch-Kirch darauf, dass junge Leute nach ihrer Schulzeit „nicht die attraktivsten Mieter“ für die großen Wohn-Konzerne seien.
Nicht selten landeten junge Leute mit Erreichen der Volljährigkeit „beim Freund auf der Couch“. Wenn das nicht mehr gehe, seien sie dann „schnell raus“ und damit obdachlos, so Heinisch-Kirch.
Diese Entwicklung betreffe aber nicht nur Einzelne, sondern zunehmend auch junge Familien, betont der Chef der Stiftung, die zahlreiche Jugendeinrichtungen, aber auch eine spezielle Wohnungs-Notfallhilfe betreibt. Als Ursache für diese Entwicklung verweist Heinisch-Kirch auf die Tatsache, dass immer mehr internationale Finanzdienstleister den Wohnraum als „stark gewinnbringende
Geldanlage“ entdeckt hätten.
Zudem habe die Politik viel zu lange dabei zugeschaut, wie sich der Wohnungsmarkt von den Menschen und ihrem Recht auf Wohnraum abgekoppelt habe. Oft sei diese Entwicklung von ihr sogar durch vermeintliche Erfolge wie den Verkauf kommunaler Wohnungen begünstigt worden, schreibt Sozialdiakon Heinisch-Kirch.
1990 hatte er als Mitbegründer eines Vereins für sozialdiakonische Jugendarbeit für Schlagzeilen gesorgt, als er in der Lichtenberger Pfarrstraße mit rechten und linken Jugendlichen von ihnen besetzte Häuser saniert hat. Die daraus entstandene SozDia Stiftung mit ihren mittlerweile rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhält heute unter anderem fast 50 Sozialeinrichtungen für Kinder-, Jugend -, Familien- und Gemeinwesenarbeit.
Scharfe Kritik äußert Heinisch-Kirch zudem an dem auf Effizienz und Wachstum ausgerichteten Zusammenleben in Deutschland. Das passe mit der im Grundgesetz verankerten Unantastbarkeit der Würde aller „erkennbar schlecht zusammen“.
Stattdessen erlebe er, wie sich die Gesellschaft mehr und mehr „entmischt“: In Arm und Reich oder in Bedürftige und Nichtbedürftige. Auch dem wolle die Stiftung
entgegenwirken: Je vielfältiger eine Gesellschaft „zusammengewürfelt“ sei, umso mehr könne ein Leben in Würde gelingen, betont der Stiftungs-Chef.
Das gelte besonders auch beim Wohnen. Die Konzentration von Menschen, die sich in gleicher Lebenslage befinden, führe nach seiner Erfahrung zur Potenzierung ihrer Probleme, schreibt er. Als Beispiel dafür kritisiert Heinisch-Kirch die „eher abseits von sonstigen Wohngebieten“ vom Berliner Senats im Bezirk Treptow-Köpenick geplante Wohnanlage für 150 wohnungslose Jugendliche. Das sei nach seiner Erfahrung eine „Fehlsteuerung“, die nicht gut gehen könne, fügt der Stiftungsvorsitzende hinzu.
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